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Netflix für Autos: Car-On-Demand als Gegenkonzept zum Autokauf

13.02.2020

Ob sie nun als “neues Mobilitätskonzept”, “All-Inclusive-Auto” oder “neue Art ein Auto zu besitzen” beworben werden – an den Abo-Modellen für Neuwagen kommt man bereits seit einigen Jahren nicht mehr so leicht vorbei, sobald man sich in irgendeiner Form mit dem Autokauf beschäftigt. Die Versprechen der Anbieter klingen gut: Keine Verpflichtungen, höchste Flexibilität und eine Art des Auto-”Besitzes”, die sich vor allem an die Anforderungen und Ansprüche der jüngeren Generationen anpasst. Wir wollen im Folgenden einen Blick hinter die Werbeversprechen werfen und das Abo-Modell für Autos genauer unter die Lupe nehmen. Wie funktioniert das Konzept, welche Kosten entstehen und für wen lohnt sich das Car-On-Demand-Abo tatsächlich?

Auto-Abo: Zwischen Leasing-Vertrag und Carsharing

Die Grundidee der Auto-Abos ist recht simpel und orientiert sich an dem, was wir bereits von Netflix, Spotify & Co. kennen: Für einen monatlichen Festbetrag erhält man über einen flexiblen Zeitraum vollständigen Zugriff auf ein Auto. Anders als bei herkömmlichen Leasing-Verträgen handelt es sich jedoch um wesentlich kürzere Vertragslaufzeiten und eine Art “All-Inclusive”-Paket. Abgesehen von den Spritkosten bleibt man als Nutzer nämlich von allen weiteren Kostenpunkten verschont – Faktoren wie Versicherung, Steuern, Wartung, Reparaturen und TÜV-Untersuchung sind bereits in die monatlichen Kosten integriert. Man kann sich also vom Großteil der Verantwortung lossagen und hat trotzdem den Vorteil, ein “eigenes” Auto zu besitzen. Also einfach nur das perfekte Modell für Millennials und die Generation Z?


Nicht nur, insofern man den Anbietern Glauben schenkt. Diese geben an, dass sich das Interesse am Abo-Modell über das gesamte Altersspektrum erstreckt. Die Hauptzielgruppe dürften aber wohl dennoch die jüngeren Generationen sein, da man hier erstmals im größeren Ausmaß beobachten kann, dass das Auto seinen Status als Luxus- und Besitzgut einbüßt und zunehmend der bloße Nutzen in den Vordergrund gestellt wird. Ein Angebot, welches ein Auto immer genau dann bietet, wenn man es tatsächlich braucht und dabei ohne Langzeitbindung auskommt, erfüllt dadurch nicht nur viele der Ansprüche der jüngeren Zielgruppe, sondern fügt sich auch nahtlos in ihren gewohnten Alltag ein. Der Autokauf ist zu teuer, Carsharing mit zu vielen Unbequemlichkeiten verbunden – Abo-Modelle punkten gegenüber herkömmlichen Leasing-Verträgen mit kürzeren Laufzeiten und der viel zitierten Flexibilität.

Welche Anbieter für Auto-Abos gibt es?

Entstanden ist die Idee zwar in Start-Up-Kreisen und aktuell streiten sich mehrere der Vertreter um die Markthoheit; bereits nach kürzester Zeit haben aber auch die etablierten Autovermietungen und große Hersteller wie Audi, BMW, Mercedes, Porsche und Volvo erkannt, welches Potenzial in diesem Ansatz steckt. Die meisten Hersteller testen ihre Angebote zuerst langfristig in den USA, in Deutschland sind aber unter anderem bereits die Abos von Mercedes und Volvo verfügbar. Mercedes positioniert sich erwartungsgemäß im höheren Preisbereich und bietet vier verschiedene Preiskategorien mit Monatsbeträgen zwischen 799 und 2199 € an. In der Einstiegskategorie stehen unter anderem die A-Klasse, die B-Klasse Sportstourer, das CLA Coupé und der GLA SUV zur Auswahl. Wer bereit ist, den höchsten Betrag zu zahlen, kann sich monatlich zwischen der S-Klasse, dem CLS Coupé, der G-Klasse und weiteren Spitzenmodellen entscheiden. Und genau hier liegt auch eine der Besonderheiten des Mercedes-Angebots: Wer möchte, kann bis zu 12 Mal jährlich das Modell wechseln und bekommt nach eigener Aussage immer ein Auto, das nicht älter als sechs Monate ist. Volvo geht die Sache mit seinem “Care by Volvo”-Programm ein Stück weit bodenständiger an und bietet für einen monatlichen Preis zwischen 539 und 899 € verschiedene Modelle vom XC40 und S60 bis hin zum XC90 an. Der Modell-Wechsel ist hier mit dreimonatigem Vorlauf möglich.


Grundsätzlich lohnt es sich immer, die Angebote der einzelnen Hersteller mit denen der Start-Ups zu vergleichen, da letztere auch viele Modelle bieten können, die zum jetzigen Zeitpunkt herstellerseitig in Deutschland noch nicht zur Verfügung stehen. Vergleichspunkte sollten hier auf jeden Fall der Preis, die angebotene Fahrzeug-Auswahl, die möglichen Wartezeiten bis zur Verfügbarkeit und die Kündigungsfrist sein. Besondere Aufmerksamkeit verdienen zudem die Versicherungsbedingungen. Denn nur wenn das Fahrzeug vollkaskoversichert ist und eine geringe Selbstbeteiligung anfällt, erwartet den Fahrer im Schadensfall auch keine böse Überraschung.


Vergleich: Anbieter von Auto-Abos (Auswahl)



Vergleich: Auto-Abos von Herstellern (Auswahl)


Die Vorteile des Abo-Modells

Blickt man auf die Vorteile der Abo-Modelle, so läuft man schnell Gefahr, die Lobpreisungen der Anbieter ein Stück weit zu übernehmen. Das liegt schlichtweg daran, dass es sehr einfach ist, Positives über das grundsätzliche Konzept zu sagen. Das Auto-Abo scheint die logische Konsequenz zu sein und sorgt dafür, dass eines der letzten klassischen Besitz-Güter an die Schnelllebigkeit der aktuellen Zeit angepasst wird. Dadurch ergeben sich unter anderem folgende Vorteile:


  • Guter Überblick und exakte Planbarkeit der Kosten durch festen Monatsbetrag
  • Keine Verpflichtungen – Reparaturen, Inspektionen & Co. werden vom Anbieter erledigt
  • Weniger Aufwand – Versicherungsabschlüsse, Zulassung, Steuern etc. entfallen
  • In vielen Fällen geringe Vertragslaufzeiten zwischen 1 und 6 Monaten
  • Nutzer kann verschiedene Modelle ausprobieren

Der letztgenannte Punkt mag zwar zunächst so wirken, als würde es hier lediglich um den Luxus eines Cabrios im Sommer gehen, tatsächlich bringt die Möglichkeit des Modell-Wechsels aber mehrere Vorteile mit sich. Abgesehen davon, dass man als potenzieller Käufer die Möglichkeit hat, bestimmte Modelle dauerhaft zu testen und miteinander zu vergleichen, bietet sich das Abo auch an, um beispielsweise ohne größeres Risiko herauszufinden, ob der eigene Alltag mit dem Umstieg auf ein Elektroauto kompatibel sein könnte.


Zusätzlich haben die Diesel-Fahrverbote in Umweltzonen und die anhaltende Diskussion rund um die “blaue Plakette” viele potenzielle Autokäufer verunsichert. Dieser Unsicherheit wirkt ein Abo-Modell entgegen, da man sich, anders als beim Kauf oder Leasing, nicht direkt über mehrere Jahre teuer an ein bestimmtes Fahrzeug-Modell bindet.

Wo liegen die Nachteile des Abo-Modells?

So schön die ganzen Vorteile und flexiblen Möglichkeiten auch klingen mögen – sie haben erwartungsgemäß ihren Preis. Die günstigsten Angebote starten zwar bei rund 260 €, vom ursprünglich angepriesenen Luxus, jeden Monat einen anderen Top-Wagen fahren zu können, bleibt in diesem Fall aber nicht mehr viel übrig. Bei diesem Preispunkt stehen zumeist nur Kleinwagen wie der Opel Corsa oder Toyota Aygo mit entsprechend einfacher Ausstattung zur Verfügung. Wer tatsächlich von höherklassigen Autos und einem monatlichen Wechsel träumt, der sollte mindestens die 799 € einplanen, die Mercedes aktuell für die “Flexperience” veranschlagt.


Rechenbeispiele gibt es mittlerweile viele und fast immer gehen sie mit dem Ergebnis einher, dass das Abo die Kosten eines gewöhnlichen Leasing-Vertrages um mindestens 10 % übersteigt. Wer grundlegendes Interesse am Abo hat, muss letztendlich selbst entscheiden, ob ihm weniger Verantwortung, der geringere Aufwand und die Flexibilität die Mehrkosten wert sind. Wer sich für ein Abo entscheidet, wird sich zumindest niemals Gedanken um wiederkehrende Themen wie Öl-, Bremsen- oder Zahnriemenwechsel machen müssen. Sollte sich das Modell weiterhin bewähren, so werden zwangsläufig auch die Preise fallen. Momentan scheint es in vielen Fällen so, als würden vor allem die Hersteller mit ihren eigenen Angeboten noch die tatsächliche Zahlungsbereitschaft der Kunden ausloten.


Eine Einschränkung, die zusätzlich im Kopf behalten werden sollte, ist die vorgegebene Kilometerzahl. Hier greifen die unterschiedlichen Anbieter zwar auf verschiedene Ansätze zurück, in vielen Fällen sind die Kilometer aber so geregelt, wie es viele von uns vom Datenvolumen ihres Mobilfunkvertrags gewohnt sind. Es wird eine feste Kilometerzahl vorgegeben (meist 1250 – 3000 km), welche monatlich gefahren werden darf. Sollte man das Auto daraufhin dennoch weiter nutzen wollen, wird meistens ein Betrag zwischen 10 und 35 Cent je Kilometer fällig. Einziger Vorteil: In den meisten Fällen können nicht gefahrene Kilometer aus einem Monat in den darauffolgenden übernommen werden. Hier lohnt sich der detaillierte Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern besonders, da die Zahl der im Vertrag enthaltenen Kilometer stellenweise extrem variiert.

Welche Vorteile haben die Hersteller und Abo-Anbieter?

Zwar begründen die Hersteller ihre Abo-Angebote gerne so, dass man den Kunden den bestmöglichen Service und eine breite Auswahl bieten will, gleichzeitig profitieren sie – abgesehen von den Einnahmen durch die aktuellen Abo-Preisstandards – in zweierlei Hinsicht. Auf der einen Seite können sie wertvolle Daten sammeln und ein genaueres Bild über die Vorlieben der Kunden sammeln. Zusätzlich kann jemand, der ein bestimmtes Modell über mehrere Monate im Abo gefahren ist, auch immer noch zum Autokäufer werden.


Ein anderer Aspekt betrifft vor allem die zahlreichen Anbieter aus dem Start-Up-Bereich. Diese besitzen die angebotenen Fahrzeuge zwar oftmals selbst, arbeiten in vielen Fällen aber auch mit verschiedenen Autohändlern zusammen. Fahrzeuge mit Tageszulassung stehen dort im Durchschnitt mehr als 90 Tage und verursachen dabei mindestens 20 € an täglichen Kosten. Befinden sich diese Autos stattdessen auf der Straße, hat das also Vorteile für die Anbieter und die Autohäuser.


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