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Sicherheit im Fahrzeug: Von Airbag bis Dreipunktgurt

20.01.2020

Neben den großen Technikinnovationen in der Automobilindustrie gibt es selbstverständlich auch kleinere Verbesserungen am Fahrzeug, besonders in puncto Sicherheit. Im Folgenden haben wir die Geschichte der aktiven und passiven Fahrzeugsicherheit zusammengefasst und zeigen auf, wie sich beide Bereiche in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt haben.

Die Geschichte der Fahrzeugsicherheit

Die Sicherheitstechnik in den ersten Fahrzeugen, die Anfang des 20. Jahrhunderts produziert wurden, war noch relativ unwichtig, da sie noch keine Geschwindigkeiten erreichten, in denen das wirklich nötig war. Mit der steigenden Leistungsfähigkeit der Motoren sowie der Verkehrszunahme wurde die Sicherheitstechnik innerhalb der Fahrzeuge jedoch immer notwendiger. Bei Unfällen wurde die Wucht des Aufpralls fast komplett an den Fahrzeuginsassen weitergegeben. Erst in den 30ern machte man sich ernsthafte Gedanken darüber, wie man die Insassen innerhalb der immer schneller werdenden Transportmittel besser schützen kann. Béla Barényi entwickelt beispielsweise die passive Autosicherheit ab 1939 bei der Daimler-Benz AG weiter. Auch gehörte er zu den Experten, die die heute noch gültige Unterscheidung von passiver und aktiver Fahrzeugsicherheit vornahmen. Seine vielen Innovationen konnte er im Mercedes W111 um 1959 das erste Mal wirklich zur Anwendung bringen, selbstverständlich vorerst in rudimentärer Form. Ein weiterer Visionär war Preston Tucker, der 1948 den Tucker ‘48 auf den Markt brachte. Dieser wurde bereits mit Sicherheitsgurten, Scheibenbremsen, gepolstertem Armaturenbrett, Sicherheitsglas und Kurvenlicht ausgestattet.


Volvo und der Dreipunktgurt

Volvo-Ingenieur Nils Bohlin entwickelte 1959 den Dreipunktgurt: Volvo erweist sich hierbei als äußerst zuvorkommend und verzichtete auf das Patentrecht, um anderen Autoherstellern eine zeitnahe Nutzung des Dreipunktgurtes zu ermöglichen. Dieser kommt auch heute noch in allen Fahrzeugen zur Anwendung, wenn auch mit Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer. Der Einbau von Dreipunkt-Sicherheitsgurten wurde 1974 in der BRD und 1978 in der DDR vorgeschrieben. Die Gurtpflicht kam jeweils zwei Jahre später für Erwachsene auf den Vordersitzen zur Anwendung. Weitere Vorschriften folgten, so dass heute nur noch Linienbusse keine Gurtpflicht haben, da diese Fahrgäste auch stehend transportieren. Das Deutsche Patentamt zählte 1985 den Dreipunktgurt zu den acht Erfindungen, die der Menschheit seit 1885 den größten Nutzen erbracht haben.


Der Airbag und seine Entwicklung

Im Oktober 1951 meldete der Münchner Walter Linderer einen Airbag beim Patentamt an, genannt “Einrichtung zum Schutze von in Fahrzeugen befindlichen Personen gegen Verletzungen bei Zusammenstößen”. Dieser sollte sich automatisch bei Gefahr aufblasen, allerdings kam es hierbei zu einem erheblichen technischen Problem: Die Technologie war einfach noch nicht so weit, dass kurzzeitig der nötige Druck im Fahrzeug entwickelt werden konnte, um den Airbag schnell genug aufzublasen und so den Insassen vor möglichen Verletzungen zu schützen. Darüber hinaus gab es noch einen Kunststoff, der widerstandsfähig genug war, um solch ein rapides Aufblähen zu überstehen, geschweige denn, den Aufprall einer Person zu federn, ohne dabei zu platzen. Auch die Amerikaner von General Motors musste um diese Zeit feststellen, dass die technischen Möglichkeiten einfach noch nicht gegeben waren. Aus diesem Grund verschwand diese Idee vorerst.


Sie kam eigentlich erst zurück, als Lyndon B. Johnson sein Verkehrsministerium aufgrund von Todes- und Schwerverletztenzahlen bei Autounfällen dazu anwies, nur noch Fahrzeuge zuzulassen, die entsprechend gesichert waren, so dass ab 1973 automatische Insassenschutzsysteme für Neuwagen zwingend erforderlich waren. GM (General Motors) bot so ab 1974 für einige Modellreihen das ACRS (Air Cushion Restraint System) an, das allerdings nur sehr selten erworben wurde, weil es für einige Unfälle verantwortlich gemacht wurde, so dass es 1976 wieder vom Markt genommen wurde. Anfang der 70er wurde in Stuttgart bei der Daimler-Benz AG von den Ingenieuren Patzelt, Seybold und Schiesterl an einer “Aufprallschutzvorrichtung für den Insassen eines Kraftfahrzeugs” gearbeitet, das 1971 ein Patent erhielt. Schließlich war das erste Auto mit einem Airbag die Mercedes S-Klasse von 1981, wurde damit aber noch längst nicht Standard. Der Airbag wies auch hier noch einige Sicherheitsdefizite auf, weshalb weiter an neuen Systemen gepfeilt wurde, so dass ab 2000 in den Tests keine Karosserien mehr kollabierten.


Ab 1997 wurden in den USA der Einbau von Airbags vorgeschrieben und später waren vier Luftsäcke sowie der Gurtstraffer bei den meisten PKWs Serie. Die Entwicklung schreitet jedoch immer weiter voran.

Welche Arten von Airbag gibt es heutzutage?

Arten von Airbags

Über die Jahre haben sich verschiedene Typen von Airbags etablieren können:


Front-Airbag: Als Stammvater unter den Airbags wird er auch heute noch verbaut und befindet sich i. d. R. für den Beifahrer im Armaturenbrett und für den Fahrer im Lenkrad. Er besteht aus dem äußerst reißfestem und dehnbaren Polyamid-Gewebe, wie alle anderen Airbag-Typen auch.


Seiten-Airbags: Diese Art von Airbags hat eine vergleichsweise niedrige Reizschwelle, so dass er entscheidend schneller und rigoroser ausgelöst wird, sollte es zu einem Zusammenstoß kommen. Hierbei wird der Brustkorbbereich geschützt, indem der Insasse von der Kollisionsseite weggedrängt wird. Verbaut sind die Seiten-Airbags häufig in der Tür, manche Fabrikanten wählen jedoch die Sitzflanken.


Kopf-Airbags: Kopf-Airbags werden wie Seiten-Airbags bei Kollisionen von der Seite ausgelöst. Obwohl es beim Kopf-Airbag einige Ansätze gibt, wird eine Art Fenstervorhang (Vorhang-Airbag) als die Lösung angesehen, die am ehesten den Insassen schützt. Allerdings gestaltet sich die Planung und Konstruktion dieses Airbags nicht immer sehr einfach, da Aufblaszeit und Krafteinwirkung auf den Passagier perfekt balanciert werden müssen. Die andere Art des Kopf-Airbags ist im Sitz verbaut. Er kommt häufig bei günstigeren Fahrzeugen (oder Cabrios) zur Anwendung. Dieser schützt allerdings eher unzureichend, wenn es zu einer Massenkarambolage kommen sollte.


Knie-Airbags: Da der Front-Airbag auf der Fahrerseite nicht ideal den Oberschenkelbereich abdecken kann, besonders bei Kollisionen, die dafür sorgen, dass das Armaturenbrett weiter in den Innenraum geschoben wird, gibt es Knie-Airbags. Einige Hersteller verbauen diese an der Unterseite der Lenkradverkleidung. Sie sollen verhindern, dass eben jene Teile ungebremst auf die Beine zuschießen.


Gurt-Airbags: Diese Airbags sind eigentlich aufblasbare Gurte, die sich bei einer Kollision über der Brust entfalten und so zu einer regelmäßigeren Kraftverteilung führen, was das Verletzungsrisiko im Gegensatz zu einem normalen Sicherheitsgurt senkt.

Warum sollte man den Airbag ausschalten, wenn Kinder auf der Beifahrerseite mitfahren?

Sollten Babys oder Kleinkinder auf dem Beifahrersitz in einer Babyschale mit dem Kopf in Fahrrichtung liegen, sind sie stark durch den Airbag gefährdet, weshalb es strengstens untersagt ist, sein Kind unter diesen Bedingungen auf den Beifahrersitz zu legen. Sollte sich der Airbag durch einen Unfall nämlich lösen, kommt es beim Kind zu schweren Kopf- und/oder Nackenverletzungen, fast nur aufgrund des Airbags. Deshalb muss er auf der Beifahrerseite deaktiviert werden, falls das Kleinkind so mitgenommen werden soll. Kleine Kinder in einem normalen Kindersitz sind weniger gefährdet, es sei denn, sie sitzen zu nah am Armaturenbrett: Hier ist es deshalb essenziell, den Beifahrersitz weit zurückzustellen, sonst kann es durch den Airbag zu Knochenbrüchen oder Schürfwunden kommen. Sollte man sich in einer solchen Situation befinden, ist es ratsam, die Gebrauchsanleitung des Fahrzeugs zu konsultieren, um zu erfahren, wo sich der Beifahrer-Airbag deaktivieren lässt.

Wann muss der Airbag gewechselt werden?

Sollte der Airbag einmal ausgelöst werden, muss er selbstverständlich ausgetauscht werden. Allerdings gibt es auch Vorgaben, dass er gewechselt werden muss, ohne je genutzt worden zu sein. Toyota z. B. möchte den Airbag alle zwei Jahre nach Jahr 10 kontrollieren, andere Hersteller bestehen auf den Wechsel nach etwa 14 bis 15 Jahren. Diese Vorgaben sollten unbedingt eingehalten werden, da man möglicherweise bei einem Unfall nicht durch den Airbag geschützt wird. Die eventuellen Problemstellen sind hier nicht nur die Batterie, sondern auch die pyrotechnischen Mittel, die für die Auslösung des Airbags nötig sind. Deshalb muss gleich das gesamte Airbag-System ersetzt werden.

Was kostet der Austausch des Airbags?

Die Kosten für den Austausch des Front-Airbags in Armaturenbrett und Lenkrad können bis zu 700 € betragen, 400 für den Airbag samt Batterie und pyrotechnischem Mittel und etwa 300 für den Wechsel des Steuergeräts. Obgleich es sich hierbei um ziemlich hohe Kosten handelt, sollte nicht gespart werden, da der Airbag ein technisch ausgeklügelter Lebensretter ist. Man sollte auch keineswegs selbst Hand anlegen, um den Airbag zu wechseln, da ein fehlerhafter Einbau desaströs enden kann.

Wichtige Aspekte der aktiven Fahrzeugsicherheit

Unfälle sollen im Bestfall natürlich gar nicht erst auftreten: Dafür verbauen die Fabrikanten mehr und mehr technische Hilfsmittel in ihren Fahrzeugen, die entweder den Autofahrer auf mögliche Gefahrenquellen aufmerksam machen oder ihm ganze Aufgaben abnehmen (z. B. das Einparken). Die Fahrerunterstützung setzt sich aus Servolenkung, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Ultraschallparkhilfe, Head-up-Display, Blind-Spot-Detection und vielen anderen Hilfsmitteln zusammen. Aktive Sicherheitssysteme sind besonders abhängig von Sensoren, die die nötigen Informationen an das Fahrzeug sowie den Fahrer übertragen. Alle relevanten Komponenten solltest du regelmäßig im Rahmen eines professionellen Sicherheitschecks überprüfen lassen.


Allerdings spielt nicht nur die Technik eine besondere Rolle, sondern auch die eigene Kompetenz bei der Bedienung des Fahrzeugs. Besitzt man die Erfahrung, so dass man die Verkehrssituation richtig lesen kann, um in allen Situationen entsprechend verantwortungsvoll handeln zu können? Unfälle werden sich nicht zu 100 % vermeiden lassen, besonders so lange Menschen noch hinter dem Steuer sitzen. Aus diesem Grund werden sowohl die passive als auch die aktive Fahrzeugsicherheit in Zukunft große Sprünge machen.


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